In der von Überfluss geprägten westlichen Welt breitet sich aktuell ein Wohntrend aus, der sich durch Minimalismus und Funktionalität auszeichnet. Tiny Houses –Kleinsthäuser, die auf wenigen Quadratmetern alles Lebensnotwendige beinhalten. Die meisten von ihnen sind dabei sogar mobil und setzen damit die Tradition vom alternativen Leben in Zirkus- und Bauwagen fort.
Die Motivation, ein Tiny House zu nutzen, kann dabei vollkommen unterschiedlich sein. Manche wünschen sich eine einfache und nachhaltige Lebensweise, andere ziehen die Flexibilität des rollenden Heims einer Eigentumswohnung vor. Eine dritte Gruppe nutzt die Häuschen als Büro, Gäste- oder Ferienhaus, während andere Menschen keine andere Option auf bezahlbaren Wohnraum sehen.
Sieht das amerikanische Gesetz Häuser unabhängig von deren Mobilität durch einen fahrbaren Untersatz mit einer Quadratmeterzahl von weniger als 37 als winzig, also tiny, an, ist für die deutsche Gesetzeslage die Mobilität für die Definition entscheidend. Hiernach gelten Tiny Houses als Wohnwagen und unterliegen damit der Straßenverkehrsordnung. Varianten ohne Räder heißen Minihaus, Kleinsthaus oder Mikrohaus und unterliegen wiederum dem Baurecht. Bedarf es für Tiny Houses damit einer Sondergenehmigung für den Straßenverkehr, wenn die Grundfläche 15 m², das Gewicht 3,5 Tonnen oder die Dimension 4 m Höhe und 2,55 m Breite übersteigen, erfordert der Bau eines Minihauses alle baurechtlichen Vorgaben vom Bauantrag bis zur Energieeinsparverordnung. Natürlich müssen auch Strom- und Wasseranschlüsse vorhanden sein. Zudem stellt sich beim Minihaus die Frage nach einem geeigneten Grundstück. Für Campingwagen freigegebene Flächen, die Tiny Houses nutzen dürfen, kommen dafür nicht so einfach in Betracht.
Der Preis spricht oft für ein Tiny House als Alternative zur Eigentumswohnung. Bausätze gibt es bereits ab 5.000 Euro. Schlüsselfertig ist das Haus dann mit einer Grundausstattung bereits ab 20.000 Euro zu haben. Luxusvarianten kosten schnell aber auch mal 100.000 Euro und mehr. So stellt z. B. das US-amerikanische Start-up Wind River Tiny Homes Häuser in ganz unterschiedlichen Stilrichtungen vor und vertreibt diese weltweit.
Doch daneben spielt vor allem der ideelle Aspekt eine wichtige Rolle bei der Nutzung eines Tiny Houses. Die Nutzer sind mehrheitlich umweltbewusst und gehen sparsam mit natürlichen Ressourcen um. Aufgrund der geringen Größe kannst du das Haus günstig Beheizen und benötigst wenig Strom – der bestenfalls direkt über die eigene Solaranlage erzeugt wird. Die Passivhaus-Variante kann auf eine klassische Heizung sogar komplett verzichten. Als Möbel eignen sich dann multifunktionale Stücke und individuell angefertigte Regale, die so eingepasst sind, dass sie keinen unnötigen Platz verschwenden.
Die Ortsungebundenheit der mobilen Variante steigert zudem die Attraktivität als Ferienhaus, das fast überall geparkt werden kann. Digitale Nomaden können damit sogar mit einem festen Heim in veränderte Umgebungen reisen. Die Flexibilität ist lediglich durch geeignete Stellplätze eingeschränkt.
Oftmals spielen Aspekte der Nachhaltigkeit eine Rolle beim Bau von Tiny Houses. Entsprechend oft sind sie mit Solaranlagen auf dem Dach, Regenwassersammelanlagen oder Humustoiletten ausgestattet. Neben Holz als Baumaterial liegen auch ausgediente Container voll im Trend, die bei Bedarf gleichzeitig modulartig erweiterbar sind. Mit einer Grundfläche von gut 12 m² bieten sie gerade ausreichend Platz für Bett, Schreibtisch und Schrank, sind in der Anschaffung jedoch günstig. Der Ausbau ist mit etwas handwerklichem Geschick dabei auch ohne professionelle Hilfe möglich.
Das gilt im Übrigen auch für den Bau kompletter Tiny Houses. Im Internet gibt es zahlreiche Anleitungen für das Haus Marke Eigenbau. Nicht unterschätzen solltest du dabei allerdings den Ausbau. Gerade aufgrund der geringen Größe will dieser wohl durchdacht sein, damit das geringe Platzangebot auch sinnvoll genutzt werden kann. Wenn du dabei auf einen professionellen Planer verzichten willst, lohnt sich der Austausch mit anderen Besitzern im Vorfeld definitiv. Die Szene ist inzwischen recht groß, auskunftsfreudig und hilfsbereit.
In jedem Fall lohnt es sich, wenn du dir vorab einige Fragen zur Innenausstattung stellen, um die eigenen Bedürfnisse zu ermitteln:
Tiny Houses erfreuen sich nicht nur bei ideellen Minimalisten wachsender Beliebtheit. Auch in der Not bieten die winzigen Objekte manchmal hervorragende Lösungen zum Leben und Arbeiten. Die mobile Variante auf Rädern liefert dabei ein Maximum an Flexibilität und umgeht die komplizierten Bauvorschriften, sodass gewiefte Heimwerker hier auch ohne professionelle Hilfe ihren Traum von Eigenheim erfüllen können.
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